Etwa 50 Kilometer von der Hauptstadt, mitten im entwaldeten Hochland Madagaskars, liegt das kleine Dorf Antanetibe zwischen Reisfeldern und ein paar Eukalyptusbäumen. Die dreissigjährige Weberin Madame Rondronantenaina Sarindra Herivola lebt hier zusammen mit ihrem Mann und ihren drei Kindern.
Sarindra hat die Schule mit vierzehn Jahren verlassen, um ihren Eltern zu helfen. Schon diese haben die robuste Pflanzenfaser Raphia zu verschiedenen Produkten verwoben und ihrer Tochter die Technik beigebracht. Raphiafasern kommen aus Mananjary, aus dem Südosten Madagaskars.
Bis zu fünfzig einzigartige Tischsets stellt Sarindra jede Woche her. Sie mag den Webvorgang, weil es da richtig vorwärts geht. Das Färben der Pflanzenfasern ist hingegen sehr anstrengend. Ihr fehlen Handschuhe und eine Maske. Die Farben stinken, wenn man sie aufkocht. Es ist Knochenarbeit.
Sarindra und die anderen Frauen im Dorf können ihre Familien mit den Webarbeiten durchbringen. Die Kinder gehen zur Schule, Hunger leiden sie nicht. Doch wie sie ihre Kinder für eine höhere Ausbildung in die Hauptstadt schicken soll, weiss Sarindra nicht. Sie möchte nicht, dass die Kinder in ihre Fussstapfen treten: Zu hart ist die Arbeit am Webstuhl. Für die Zukunft, sagt sie, brauchen sie eine gute Ausbildung.